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Startup-Impuls
als Türöffner

Zu Besuch beim
"Solo-Starter" Jürgen Schmidt.

Startup-Impuls
als Türöffner

Zu Besuch beim
"Solo-Starter" Jürgen Schmidt.

Text: Claudia Schuh ; Bilder: Helge Krückeberg, Kevin Münkel

Den ersten Preis in der Kategorie "Solo-Starter" beim Startup-Impuls-Wettbewerb von hannoverimpuls und der Sparkasse Hannover gewann in diesem Jahr Jürgen Schmidt von JSLabs GmbH. Der Ingenieur aus Wunstorf hat nicht nur eine besondere Geschäftsidee, sondern auch einen besonderen Werdegang. Ein Porträt.  

Autofahrer kennen das: Man lässt den Motor an und fährt los, so wie sonst auch. Aber irgendwas ist anders. Ein leises Pfeifen, Rumpeln oder ein etwas veränderter Rhythmus des Motors lässt uns aufhorchen. Irgendwas stimmt nicht, und wer sein Auto gut kennt, der hört das sofort. In der Werkstatt erhalten wir dann die Bestätigung: Der Wagen läuft nur auf drei Töpfen, ein Zylinder ist ausgefallen.

Gut, wenn man ein feines Gehör hat. So fährt man rasch in die Werkstatt und beugt Folgeschäden vor. Anders sieht es für große Industrieanlagen und Fertigungsstraßen aus. Da genügt das menschliche Ohr nicht, um Fehlfunktionen aufzuspüren. Hier setzt die Geschäftsidee von Jürgen Schmidt an: Seine Erfindung ist nicht größer als eine Pralinenschachtel, ihr Potential ist aber gewaltig.

Viel sensibler als das menschliche Gehör

"Akustische Maschinenüberwachung" nennt sich das Haupt-Anwendungsgebiet der kleinen grauen Box, die momentan entwickelt wird und übrigens vollständig in Norddeutschland hergestellt werden soll. Das Gerät könnte beispielsweise ein vollautomatisches Pumpwerk überwachen, das rund um die Uhr in Betrieb ist. Da bei einer solchen Anlage normalerweise mehrere Motoren parallel laufen, würde ein Wartungstechniker einen leiseren neben einem lauteren Motor nicht hören.

Moderne Signalverarbeitungsverfahren können das aber sehr wohl unterscheiden. Das Audio-Analysegerät setzt solche Verfahren ein und verfügt über zwei hochsensible Mikrofone, die unabhängig voneinander bestimmte Anlagenteile überwachen können. Auch die Parallelschaltung mehrerer Geräte ist möglich.

Nach Installation des Geräts wird zunächst eine Datensammlung zum Einlernen initiiert. Erst wenn das Gerät die zu überwachende Anlage genau kennt und die Schwellwerte ermittelt sind, kann der Dauerbetrieb starten. Sobald in der Audio-Analyse eine Unstimmigkeit auffällt, sendet das Gerät über eine gesicherte Verbindung ein Signal, ggf. auch mit Handlungsempfehlung, an den Maschinenbetreiber, der dann entsprechend reagieren kann. Je nach Einstellung der Schwellwerte ist damit auch eine Anwendung im Bereich "predictive maintenance" möglich, also eine vorausschauende Wartung etwa von Verschleißteilen.

Für die Betreiber von automatischen Fertigungsstraßen oder Großanlagen dient das Gerät von JSLabs der Produktionssicherung, Wartungsvorhersage und somit natürlich auch der Kostensenkung. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit sieht Jürgen Schmidt im Bereich Lärmpegelüberwachung, z. B. für Großveranstaltungen oder Arbeitsplätze.

Mut machen und inspirieren

Dass es bisher kein vergleichbares Gerät gibt, stärkt natürlich die Zuversicht des Erfinders und hat wohl auch zu der Entscheidung der Jury beim Startup-Impuls-Wettbewerb beigetragen. Ein anderer wichtiger Aspekt dürfte aber die Erfahrung sein, die Jürgen Schmidt mitbringt. Stellt man sich den typischen Vertreter der Startup-Szene als jugendlichen Hipster vor, als digitalen Nomaden, der mit Laptop und Smartphone sein Unternehmen vom Café aus führt, so ist Jürgen Schmidt dazu der exakte Gegenentwurf: Fast ein Vierteljahrhundert Berufserfahrung bringt er mit, davon 22 Jahre industrielle Forschung im Audiobereich.

Er hat dreizehn erteilte Patente und zahlreiche Forschungsprojekte erfolgreich abgeschlossen. Der Mittfünfziger, der viele Jahre angestellt gearbeitet hat, war 2016 von einer Standortschließung seines ehemaligen Arbeitgebers betroffen. Die Gelegenheit hat er genutzt, seine Erfahrungen und Kenntnisse aus den letzten Jahren zusammenzuführen und mit einer guten Idee neu durchzustarten - diesmal auf eigene Rechnung.

Auf die Frage, was die Auszeichnung beim Startup-Impuls-Wettbewerb für ihn bedeutet, sagt er denn auch als erstes: "Meine Gründung und mein Preisgewinn sollen anderen Mut machen, die in einer ähnlichen Situation sind. Sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen und sich der eigenen Kräfte bewusst zu werden, dazu möchte ich Menschen gerne inspirieren." Das sagt er ganz unprätentiös und ist gerade deshalb so glaubwürdig.

Vertrauen und Optimismus

Aber natürlich kann Jürgen Schmidt auch rechnen, schließlich ist er Ingenieur. Seine Gründung ist gut geplant und gründlich durchkalkuliert. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird selbstverständlich in die Firma investiert, ebenso wie die Abfindung, die er von seinem früheren Arbeitgeber erhalten hat. Als wir ihn besuchen, erwartet er Post vom Amtsgericht mit der Bestätigung der GmbH-Gründung. Ein Risiko geht er bewusst ein und hat dies auch im Vorfeld gründlich mit seiner Ehefrau diskutiert, die ihn laut eigener Aussage voll unterstützt.

Um seriös agieren zu können und um Haftungsrisiken zu minimieren, hat er sich zur GmbH-Gründung entschlossen. Stillstand ist seine Sache nicht, und er möchte auch mit JSLabs kontinuierlich wachsen. Als Teamplayer ist es Teil seiner Vision, gemeinsam mit anderen an der Weiterentwicklung seiner Idee und am Wachstum seines Unternehmens zu arbeiten. Er glaubt fest daran, dass Vertrauen und Freiraum die Basis für Kreativität und Innovation bilden und ihm ermöglichen werden, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Vertrauen ist es übrigens auch, das ihn mit der Sparkasse Hannover verbindet.

Ein Gespräch mit Dr. Tobias Priesing, Bereichsdirektor Corporate Finance, am Rande der Preisverleihung hat eine persönliche Basis geschaffen und ihn dazu bewogen, seine Unternehmensfinanzen der Sparkasse Hannover anzuvertrauen. Neben der Beratung von hannoverimpuls und geplanten regionalen Kooperationen soll nun auch die Sparkasse sein Netzwerk stärken.Der Preisgewinn war dafür ein Türöffner, hat eine messbare Zunahme von Kontakten und Anfragen bewirkt.

Jürgen Schmidt weiß aber sehr genau, dass er ganz alleine dafür verantwortlich ist, durch die geöffnete Tür nun auch durchzugehen. "Ich habe in meinem Berufsleben schon viele Projekte erfolgreich beendet", begründet er das eigene Selbstvertrauen. Sagt’s und krempelt lachend seine Ärmel hoch.

Erfolg kann man planen! Im FirmenkundenCenter der Sparkasse Hannover beraten wir Sie gern.

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